Wenige Monate vor der Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen in Paris hat der Weltwährungsfonds (IWF) die Regierungen dazu aufgerufen, den Verbrauch von Kohle, Öl und Gas nicht weiter zu subventionieren.
Wenn die weltweit üblichen Beihilfen für fossile Energien eingestellt würden, könnte das Billionen von US-Dollar für produktivere Zwecke freisetzen – und zugleich den Ausstoß des Treibhausgases CO2 wirksam begrenzen, argumentiert der IWF.
Der für die internationale FinanzmarktStabilität zuständige Fonds mit Sitz in Washington hat neue Berechnungen über die Höhe der Subventionen für fossile Brennstoffe vorgelegt. Diese seien mehr als doppelt so hoch wie bislang vermutet, heißt es in der Studie. So wurden von Regierungen weltweit in diesem Jahr insgesamt 5,3 Billionen USDollar dafür ausgegeben, die Preise für Kohle, Öl und Gas künstlich niedrig zu halten.
Die IWF-Experten halten die Höhe der Subventionen für “schockierend”, denn sie machen rund 6,5 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts aus. Damit werde für die Preisstützung von Kohle, Öl und Gas weltweit mehr Geld ausgegeben als für den Gesundheitssektor: Nach den Zahlen der Weltgesundheitsorganisation werden global nur rund sechs Prozent der Bruttowertschöpfung in das Gesundheitssystem investiert.
Es gäbe damit also für nationale Regierungen genug eigene Vorteile, dafür zu sorgen, dass die Preise für fossile Brennstoffe ihre echten Kosten enthalten. Wenn Staaten aus rein egoistischen Motiven die Brennstoff-Beihilfen einstellen, würde sich daraus wie Nebenbei ein positiver Effekt für die Gesamtheit einstellen, argumentiert der IWF: Die globalen Treibhausgas-Emissionen würden so nämlich um 17 Prozent fallen.
Immerhin haben bereits einige Staaten begonnen, die Energie-Subventionen zu begrenzen, darunter Angola, Ägypten, Indien, Indonesien, Malaysia, Mexiko und Marokko. Zwischen 2011 und 2015 seien die Ausgaben für Beihilfen in fossilen Energien deshalb in diesen Ländern zusammen genommen bereits um 190 Milliarden Dollar gesunken.
Vor dem Hintergrund des niedrigen ÖlpreisNiveaus hält der Weltwährungsfonds die Zeit jetzt für reif, die hohen Subventionen überall einzudampfen: Weil die Verbraucher ohnehin von den derzeit relativ günstigen Produktpreisen profitieren, könnten Subventionen vielerorts ohne schmerzhafte Einschnitte verringert oder beendet werden. “Durch lokales Handeln im eigenen Interesse kann die Politik jetzt bedeutend zur Lösung eines globalen Problems beitragen”, lautet der Aufruf der IWF-Experten: “Act local, solve global” müsse das Motto im internationalen Klimaschutz werden.
Das Aus für fossile Energie-Subventionen gehört für die IEA (Internationale Energie-Agentur) zu einem Paket von vier politischen Maßnahmen, mit denen der globale Temperaturanstieg in diesem Jahrhundert noch auf zwei Grad Celsius begrenzt werden kann. Die anderen Maßnahmen im sogenannten Vier-für-zweiGrad-Szenario der Agentur bestehen in der verstärkten Förderung von EnergieeffizienzMaßnahmen, in der Begrenzung des Baus und der Nutzung ineffizienter Kohlekraftwerke sowie der Minimierung der Methan-Emissionen in der Öl- und Gasförderung.
Analyst – Azra Karamovic
Quelle – welt.de