Eine vollständige Umstellung auf erneuerbare Energien ist laut Greenpeace schon bis zum Jahr 2050 nicht nur technisch möglich, sondern auch finanziell attraktiv.
Die Greenpeace-Studie „Energy Revolution“ ist in Zusammenarbeit mit dem Institut für Technische Thermodynamik, Systemanalyse und Technikbewertung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) entstanden.
Greenpeace und die DLR-Wissenschaftler erstellten für ihren Bericht Szenarien für die Energiesituation verschiedener Regionen der Welt, etwa Nordamerika, Indien Kanada, China, Afrika, Latein Amerika und Europa. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass die Umstellung nicht nur möglich, sondern auch wirtschaftlich vorteilhaft sei. Denn dadurch würden 20 Millionen zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen.
„Die erneuerbaren Energien benötigen mehr Arbeitskräfte als fossile Kraftwerke, wie zum Beispiel Kohlekraftwerke“, sagt Sven Teske, Greenpeace-Energieexperte und Hauptautor der Studie. Teurer wären die neuen Technologien deswegen nicht, denn gleichzeitig werde an anderer Stelle gespart, nämlich an den Brennstoffen. „Was wir heute für Brennstoffe ausgeben, können wir morgen in Menschen investieren“, ist Teske überzeugt.
Die globale Energiewende soll bis 2050 jährlich durchschnittlich etwa eine Billion Dollar kosten. Allerdings soll eine solche Umstellung Brennstoffkosten von jährlich 1,07 Billionen Dollar sparen. Für Deutschland sei eine starke Entwicklung hin zu erneuerbaren Energien auch wirtschaftlich vorteilhaft, ist Teske überzeugt. Denn die Bundesrepublik ist schon heute Exportweltmeister, was Windenergie angeht.
„Wenn es mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien so weitergeht wie in den zehn letzten Jahren, können diese neuen Technologien in den nächsten 20 bis 25 Jahren vollständig die benötigte Energie, für Strom, Wärme und Transport liefern“, sagt Teske. Besonders interessant sei dabei die Windenergie an Land, die rapide ausgebaut werde. „China beispielsweise hat in den letzten fünf Jahren jährlich so viele neue Windräder gebaut wie Deutschland in den letzten zehn Jahren“, verdeutlicht Teske diesen Anstieg.
„Diese Technologie ist bereits günstiger geworden und auch in Zukunft werden hier die Preise sinken“, ist Teske überzeugt. Daher geht die Studie von dem Szenario aus, dass alle Ein-, Zwei- oder Vierfamilienhäuser in den nächsten zehn Jahren mithilfe dieser Technik ihren Strom vollständig selber erzeugen können.
Um das Szenario Realität werden zu lassen, müsste sich der globale Markt für Erneuerbare laut Energieexperte Teske in den nächsten zehn Jahren vervierfachen. Dann würde auch der CO2-Ausstoß soweit gesenkt, dass der Temperaturanstieg unter der kritischen Zwei-Grad-Grenze bleibe.
Die Veröffentlichung kommt rechtzeitig vor der UN-Klimakonferenz im Dezember in Paris, wo eine Nachfolge des Kyoto-Protokolls verabschiedet werden soll.
Analyst – Azra Karamovic
Quelle – www.focus.de