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So werden Sie in Zukunft heizen

           

Sechs smarte Heizungssteuerungen im Test

“Um 100 Prozent Wärme für die Beheizung eines Gebäudes gewinnen zu können, benötigt die Wärmepumpe lediglich zwischen 25 und 35 Prozent Strom als Antriebsenergie”, sagt Sven Kersten von der EnergieAgentur NRW. Die restlichen 65 bis 75 Prozent seien Umweltwärme. Ein Vorteil: Die Technik braucht wenig Platz. Ein Lagerraum im Haus wie etwa für einen Öltank ist unnötig, ebenso wie ein Schornstein oder der Gasanschluss. Wer neu baut, kann hier Geld sparen. Zudem brauchen Wärmepumpen kaum Wartung.

Aber Strom zum Heizen ist nicht unumstritten. Um eine Einheit im Kraftwerk zu erzeugen, müssen rund drei Einheiten fossile Brennstoffe verfeuert werden. Der Anteil an Strom, den Wärmepumpen zum Arbeiten brauchen, sollte daher so klein wie möglich sein. Das Verhältnis wird mit der Jahresarbeitszahl beschrieben. Liegt die Zahl über 3,3, seien Wärmepumpen ökologisch sinnvoll, erklärt Kersten.

Solarstrom verbessert Umweltbilanz

Moderne Wärmepumpen erreichen Jahresarbeitszahlen von mehr als 4. Das heißt: Die von der Pumpe erzeugte Wärme wird zu einem Viertel mit Strom produziert, die restlichen drei Viertel an Energie stammen aus der Erde beziehungsweise der Umgebungsluft. Die Umweltbilanz verbessert sich natürlich, je mehr Strom aus erneuerbaren Quellen in die Netze eingespeist wird – und erst recht, wenn Solarstrom von einer Photovoltaikanlage auf dem Dach verwendet wird.

Solarthermieanlagen dagegen können allenfalls als ergänzendes Heizsystem und vor allem zur Brauchwasserbereitung dienen – ganz einfach deshalb, weil die Sonnenenergie allein gerade im Winter in unseren Breiten nicht zum Heizen ausreicht. Holz, ebenfalls ein erneuerbarer Energieträger, kann hingegen allenfalls als ergänzende Form der Heizenergie dienen, indem es etwa in einem Kaminofen verfeuert wird.

Der Gemütlichkeitsfaktor, der von einem im Kamin lodernden Feuer ausgeht, ist sicherlich nicht zu unterschätzen. Außerdem schwören viele auf die angenehme Wärme, die auf diese Weise entsteht. Doch rund um die Uhr Holzscheite zu verbrennen, um Haus oder Wohnung warm zu bekommen, wird kaum jemand auf sich nehmen wollen. Zumal die Scheite auch irgendwo gelagert werden müssen.

Holzpellets sind wenig sinnvoll

Auch Systeme wie Holzpellet-Heizungen werden immer nur ein Nischendasein fristen können. Das System ähnelt einer klassischen Gas- oder Ölheizung, nur das dort Presslinge aus Sägespänen verfeuert werden. Diese fallen als Abfallprodukt der holzverarbeitenden Industrie an. Das klingt erst einmal sinnvoll und umweltfreundlich, doch das verfügbare Angebot an Holzabfällen ist endlich.

Ansonsten haben Pellet-Heizungen den gleichen gravierenden Nachteil wie eine Ölheizung: Man braucht nämlich einen Vorratstank, der meist einmal im Jahr wieder aufgefüllt werden muss. Der bisher gegenüber Öl und Gas günstigere Preis der Holzpresslinge geht vor allem auf die geringere Nachfrage zurück. Sollten mehr derartige Heizsysteme verbaut werden, würde auch die Nachfrage nach dem Brennstoff ansteigen – und damit der Preis.

Mit Wärmepumpen mithalten können allenfalls Blockheizkraftwerke, die mittels KraftWärme-Kopplung sowohl zur Strom- als auch zur Wärmeproduktion dienen und auf diese Weise ganze Stadtviertel mit Energie versorgen können. Notwendig dafür sind allerdings Fernwärmenetze, diese Heizform kommt daher nur in Städten in Betracht.

Blockkraftheizwerke sind selten

Energetisch sind Blockheizkraftwerke zwar hocheffizient, weil Strom und Wärme gemeinsam produziert werden. Die gängigen Systeme verbrennen allerdings vor allem Gas und Heizöl. Einen Beitrag zum Umweltschutz würden sie vor allem leisten, wenn dort nachwachsende Rohstoffe wie etwa Holz oder biologische Abfälle verfeuert oder mithilfe von Brennstoffzellen Wasserstoff verbrannt würde. Solche Systeme gibt es – sie sind aber noch sehr selten.

Letztlich führt an Strom als Primärenergieträger kein Weg vorbeiführen. “Wir gehen einer Strom-Gesellschaft entgegen”, sagt Bauphysiker Frisch. “Der Strom- und Wärmemarkt werden näher zusammenrücken müssen. Dabei wird das ‘Heizen mit Strom’ eine nicht unwesentliche Rolle spielen.” Somit wird es auf Wärmepumpen als Heizform der Zukunft hinauslaufen, zumal sie auch anderen elektrischen Heizsystemen wie etwa Infrarot- und Nachtspeicherheizungen überlegen sind.

Fußbodenheizung oder Heizkörper?

Damit wäre dann auch schon eine weitere Heizungsfrage beantwortet, nämlich die nach Heizkörpern versus Fußbodenheizung: Ihre Vorteile kann eine Wärmepumpe nämlich vor allem dann ausspielen, wenn sie in Kombination mit einer Fußbodenheizung betrieben wird. Denn Heizkörper müssen sehr stark erhitzt werden, um mit ihrer verhältnismäßig kleinen Fläche ganze Räume zu erhitzen. Dafür sind Vorlauftemperaturen im Heizsystem von 60 Grad und mehr erforderlich.

Gesundheitsgefahr gebannt

Da die Häuser damals schlecht isoliert waren, waren auch entsprechend höhere Vorlauftemperaturen für die Fußbodenheizung notwendig. Die Böden wurden auf etwa 40 Grad aufgeheizt, was tatsächlich ein Risikofaktor für Venenthrombosen ist.

Bei modernen Systemen, die mit Vorlauftemperaturen zwischen 25 und 30 Grad arbeiten, besteht dieses Risiko jedoch nicht mehr. Die Europäische Gesellschaft für Phlebologie kam bereits 1995 in einer Studie zu dem Ergebnis, dass eine Fußbodenheizung keinen Einfluss auf Venenleiden habe. Und seither haben sich sowohl die Heizungssysteme als auch die Isolierung der Häuser weiter massiv verbessert.

Der größte Nachteil einer Fußbodenheizung ist vielmehr ihre Trägheit: Da sie eine große Fläche hat und der mehrere Zentimeter dicke Estrich ein großer Speicherkörper ist, bleibt die Heizung auch nach dem Ausschalten lange warm.

Eine Nachtabsenkung ist kaum möglich, genauso wenig wie ein schnelles Abschalten an warmen Tagen. “Ehe sich die Fläche abkühlt, dauert es in Neubauten bis zu eineinhalb Tage”, sagt Heizungsexperte Wagnitz. “Bei Räumen mit sehr geringem Wärmebedarf und großen Fenstern kann es an sonnigen Wintertagen, wenn die Räume durch die Sonnenstrahlen aufgewärmt werden, schnell zu heiß werden.”

Analyst – Azra Karamovic
Quelle – www.well.de


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