Beim Kauf einer Waschmaschine fühlen sich Verbraucher schnell wie Finanzanalysten. Genau wie die Elektrogerätehersteller vergeben Ratingagenturen eine Vielzahl von Buchstaben nach einem sehr komplizierten System. Mit AAA oder Baa+ oder wahlweise auch AAB- werden Unternehmen gerankt.
Etwas simpler wirken die Kennungen von Waschmaschinen A+, A++ und A+++ in Elektronikmärkten. Nur für den Kunden ist es trotzdem schwer zu verstehen, was er da gerade kauft. Kein Wunder also, dass viele Verbraucher das Vertrauen in das System verlieren.
Nur jeder dritte Deutsche schenkt dem EUEnergielabel noch ein hohes Vertrauen. Neun Prozent hingegen sind völlig misstrauisch. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die der Energiedienstleister Lekker Energie im Juli durchführen ließ. 2000 Deutsche wurden dafür vom Meinungsforscher YouGov befragt.
Die Industrie ist, wenn man so will, zum Opfer ihres eigenen Erfolgs geworden. Eigentlich war das europäische Energielabel 1995 mit einer einfachen Skala von A bis G eingeführt worden. Doch in der Zwischenzeit erließ die Europäische Union immer strengere Vorgaben. Eine Energieklasse nach der anderen wurde abgeschafft. Mit dem Ergebnis, dass eine Waschmaschine mit der Energieklasse A+ nicht etwa besonders effizient, sondern – im Gegenteil – im Vergleich zu A+++ sehr ineffizient ist.
Kunden im falschen Glauben zu lassen, mit A+ in Wahrheit ein hocheffizientes Produkt gekauft zu haben, passt nicht mehr in eine Zeit, in der sich die Europäische Union zum Ziel gesetzt hat, die Energieeffizienz in Europa deutlich zu erhöhen. Und die Verbraucher sehen das auch so. 60 Prozent der von Lekker Energie Befragten erklären, dass der Energieverbrauch für sie eine sehr hohe Bedeutung hat. Sie können immerhin bares Geld sparen.
Ein Kühlschrank der höchsten Energieklasse A+++ mit Gefrierfach und 360 Liter Fassungsvermögen etwa spart im Jahr 44 Euro an Stromkosten im Vergleich zu einem Gerät der Klasse A+ ein, errechnete die Energieagentur Dena. Ein Wäschetrockner mit sieben Kilogramm Fassungsvolumen, der dreimal die Woche läuft, spart den DenaBerechnungen zufolge pro Jahr sogar 111 Euro im Vergleich zur Energieklasse C.
“Die Verbraucher wollen verlässliche Informationen”, sagt deswegen Josef Thomas Sepp, Sprecher der Geschäftsführung von Lekker. “Wenn die Energiekennzeichnung von Elektrogeräten nicht bei allen Verbrauchern hohes Vertrauen genießt, kann nur eine Reform mehr Orientierung geben.”
Und ebendiese Reform soll nun kommen. Die Europäische Kommission hat vor einem Jahr vorgeschlagen, die Pluszeichen bei der Kennzeichnung abzuschaffen und wieder zum “bekannten und bewährten” Etikett mit der Skala A bis G zurückzukehren. Die Behörde erhofft sich von dem neuen System weitere Einsparungen im Umfang von 200 Terawattstunden bis ins Jahr 2030 – das entspricht dem Energieverbrauch der drei baltischen Staaten Lettland, Litauen und Estland zusammen.