Nach einem Jahr praktisch ohne Steigerungen geht es für Millionen Haushalte beim Strompreis zum Jahresanfang 2017 wieder spürbar nach oben.
Die Stromkonzerne müssen Preiserhöhungen sechs Wochen vorher ankündigen. 208 Versorger – fast jeder vierte Anbieter – hätten bis zum Stichtag bereits Erhöhungen um durchschnittlich 3,5 Prozent angekündigt. Das entspricht etwa 50 Euro im Jahr. Insgesamt rechne man für 2017 mit Strompreiserhöhungen um vier bis fünf Prozent.
Grund für die Erhöhungen sind nach Einschätzung von Fachleuten nicht die – weiter recht niedrigen – Strom-Beschaffungspreise an der Strombörse. Sie waren im ersten Halbjahr 2016 sogar auf jahrelange Tiefstwerte gefallen. Deutlich teurer werden dagegen die Ökostrom- Umlage, die 2017 um 8,3 Prozent auf 6,88 Cent pro Kilowattstunde wächst und die Kosten für die Stromnetze. Beide Posten machen zusammen rund die Hälfte des Strompreises aus.
Die Stromkunden zahlen mit EEG-Umlage und Netzentgelten zugleich auch kräftig für die Energiewende mit. Allein das Vergütungsaufkommen für Erneuerbare Kraftwerke aus der EEGUmlage wird laut Bundesnetzagentur für 2017 auf 29,5 Milliarden geschätzt, denen nur knapp 5 Milliarden Euro Einnahmen für diesen Strom am Markt gegenüberstehen.
Die Netzkosten decken nicht nur den Bau neuer Leitungen und Unterhalt bestehender Netze ab, die Kunden zahlen auch für Eingriffe der Netzmanager wegen der starken Schwankungen der Windund Sonnenproduktion. Dazu zählt vor allem die kostenpflichtige Abschaltung von Windkraftanlagen, wenn die bestehenden Leitungen ihren Strom nicht mehr transportieren können, oder der Einsatz von Reservekraftwerken bei regionaler Unter- und Überversorgung. Die Kosten dafür wachsen stark und liegen aktuell bei rund einer Milliarde Euro im Jahr.
Für politischen Zündstoff sorgt dabei die ungleiche Verteilung der Netzkosten: Die Netzentgelte wachsen nämlich besonders stark auf dem Land, im Osten und in Bayern – überall, wo besonders viele Windund Sonnenenergieanlagen errichtet und angeschlossen werden müssen – während der Westen mit seinen modernen Stromleitungen und vergleichsweise weniger Erneuerbaren-Kraftwerken geringer draufzahlt. Energieexperten fordern deshalb schon länger bundeseinheitliche Netzentgelte, die Bundesregierung plant ein entsprechendes Gesetz.
Wenn Strompreise steigen, können Verbraucher ein Sonderkündigungsrecht nutzen. Schließlich haben Stromhaushaltskunden je nach Region inzwischen die Wahl zwischen im Schnitt rund 100 verschiedenen Anbietern.
Analyst – Azra Karamovic
Quelle – www.sueddeutsche.de